Maria nimmt ihr kostbarstes Öl. Sie wäscht Jesus die Füße. Trocknet sie mit ihrem eigenen Haar. Ich kann mir kaum etwas intimeres vorstellen. In mancher Situation kann es erotisch sein. Aber immer ist es Hingabe. Auch zwischen Jesus und Maria. Jesus wird sich selbst geben in ein paar Tagen. Maria gibt ihm heute, was sie kann. Oh, wie mir diese Jünger auf den Keks gehen. Machen sie dich nicht auch wütend? Diese Schnösel, die mir Zeitweise so arrogant vorkommen. Denken, sie seien anders als die anderen, weil sie mit Jesus gehen. Und ja, sie sind anders. Ihnen hat Jesus sein großes Geheimnis verraten. Ihnen hat er offenbart, dass er in Jerusalem sterben wird. Doch sie vergessen es immer und immer wieder. Steckt da Hochmut dahinter? Zu Maria hat Jesus darüber kein Wort verloren. Sie spürt, etwas wird geschehen. Sie handelt. Blendet nicht aus, was ihr jetzt schon das Herz zerreißt und ist da. Stellt sich selbst hinten an. Denn sie hat Jesus zugehört. Damals, als er bei ihnen war. Sie die Arbeit liegen gelassen und um ihm zuzuhören. Das eine Mal! Zeigt uns diese Begebenheit nicht, dass es nicht wichtig ist, wie lange wir mit Jesus durch unser Leben gehen, solange wir nicht zuhören und immer wieder kleingläubig handeln? Wieso halten sich die Jünger für so schlau? Maria weiß wohl selbst wie kostbar das Öl ist, das muss ihr niemand erklären. Wie können sie immer wieder vergessen wer Jesus ist und was er ihnen anvertraut hat? Und sich selbst dabei so wichtig nehmen. Andererseits: ist das nicht etwas allzu menschliches? Sich selbst zu wichtig nehmen? Arrogant werden? Sich sonnen im Glanz eines anderen? Ja, die Jünger machen mich wütend. Aber wer bin ich, dass ich über sie urteile. Da bin ich der Falle, in die die Jünger tappen hoffentlich nochmal entkommen.