Nebukadnezar wollte alle Völker beherrschen. Der König ließ seinen Hauptmann Holofernes in die Lande ziehen und alles verwüsten, wenn diese sich nicht ergaben. So kam er in das Land von Judith. Bis in ihre Stadt Betulia kamen Holofernes und seine Männer. Die Stadt lag auf einem Berg. Sie hatte starke Mauern und war nicht leicht einzunehmen. Deshalb schlugen die Belagerer ihre Zelte vor der Stadt auf. Die Menschen in ihr waren eingeschlossen. Mehrere Jahre. Das Wasser wurde knapp. Auch das Essen. Sie wurden schwächer. Irgendwann wollten sie aufgeben. Sich ergeben. Ursia, der Bürgermeister bat sie: “Wartet 5 Tage! Lasst uns Gott um Hilfe bitten. Vielleicht ist er gnädig und hat erbarmen mit uns!”
Judith war Witwe. Ihr Mann Manasse war während der Belagerung vor 3 Jahren gestorben. Geheiratet hatte sie nicht wieder. Sie war eine unabhängige Frau, die ihr Leben selbst bestimmte. Judit war eine Priesterin. Die Menschen vertrauten sich ihr gern an. Ja, sie wollten auch in dieser Situation ihren Rat hören.
Judith fand, die Menschen würden mit Gott einen Handel treiben. Fünf Tage, die sie ihm zum Handeln einräumten, das fand sie nicht gut. Judith betete zu Gott und hatte einen Plan. Sie wollte die Stadt retten und bat die Ältesten, sie in der Nacht aus der Stadt zu lassen. Sie verriet nicht, was sie vor hatte. Aber sie bat die Menschen, für sie zu beten. Dann legte sie ihre Trauerkleider ab, die sie seit dem Tod ihres Mannes trug. Badete und ölte sich. Legte sich Schmuck an und trug ihr schönstes Kleid.
Voller Staunen über ihre Schönheit ließen die Männer sie durch das Stadttor gehen. Dort warteten die Feinde, die Judith sofort festnahmen. Sie sagte ihnen, sie wisse, wie das Heer die Stadt einnehmen könnte. Dafür müsse sie aber mit Holofernes sprechen. Die Wächter ließen sie zu ihm.
Da stand sie vor ihm. Mit all ihrer Schönheit. Und verbeugte sich tief. Holofernes, der Tyrann wollte ihr freundlich ihre Angst nehmen. Denn schließlich wollte er etwas von ihr. Auch Judith war freundlich zu Holofernes. Auch sie wollte etwas von ihm. Sie sagte: “Gott selbst hat mich geschickt, großer Heerführer! Er will sein Volk bestrafen, weil es seine Gebote nicht hält. Durch mich will er dir sagen, wie du in die Stadt kommst. Aber erst zu einem bestimmten Zeitpunkt.”
Mit dieser List brachte sie den Mann dazu ihr zu glauben. Ab da behandelte er sie wie einen Gast. Ließ sie sogar jeden Abend zu einer Quelle gehen um zu beten. Hier holte sie sich Kraft für ihren Plan. Holofernes dagegen begehrte Judith immer mehr. Er wollte sie. Sie sollte ihm gehören. Eines Abends ging sie mit ihm in sein Gemach. Holofernes hatte viel getrunken. Er schlief sofort ein. Judiths Stunde war gekommen. Sie nahm sein Schwert. Rief ein letztes Mal um den Beistand Gottes und hieb mit aller Kraft den Kopf von Holofernes ab!
So rettete Judith ihre Stadt und alle, die in ihr lebten. Sie legte den Kopf in ein Tuch und verließ das Lager, so wie jede Nacht. Denn die Wache dachte, sie würde wieder beten gehen. Über einen kleinen Pfad gelang sie in ihre Stadt. Im Lager der Feinde aber brach das Chaos aus, als der Mord an Holofernes bekannt wurde und sie ergriffen die Flucht.