Judith- eine Heldin?

Judiths Geschichte ist voll Gewalt. Sie beginnt damit, und irgendwie endet sie auch so.

Judith ist eine gottesfürchtige Jüdin. Sie repräsentiert das Volk Israel und all ihre Macht liegt im Vertrauen auf Gott. Damit steht Judith in einer Reihe anderer Frauen in der Bibel, die Mut bewiesen haben und ihr Volk schützten. So wie zum Beispiel Mirjam oder Debora aus dem Alten Testament.

Judith vertraut auf Gott. Sie vertraut nicht nur darauf, dass er bei ihr ist. Sie vertraut darauf, dass er sie das Richtige tun lässt. Und nicht nur sie wird daran gezweifelt haben, ob ein Mord das Richtige ist. Ich tue es auch. Und du vielleicht auch?

Abgesehen von dieser schwer zu beantwortenden moralischen Frage, ab wann Gewalt gerechtfertigt ist, bewundere ich Judith. Für ihren Mut. Ihre Opferbereitschaft. Ihr Vertrauen in Gott.

Judith lässt sich nicht in Erwartungen drücken. Obwohl sie noch jung ist, heiratet sie nicht wieder. Sie lebt allein. Und das gut. Sie braucht keinen Mann, der sie versorgt (was damals noch nötig war). Judith steht auf beiden Beinen fest im Leben. Nicht allein, denn sie weiß Gott an ihrer Seite. Kennst du das? Dass du durchs Leben gehst und dich durch Gott sicher fühlst? Ich kenne das. Aber wenn ich ehrlich bin, dass ist es etwas flüchtiges. Diese Sicherheit, die trage ich nicht ständig in mir. Judith scheinbar schon. Es ist, als würde ich Gott an meiner Seite wissen. Und am anderen Tag schon wieder nicht mehr. Ich kann das Gefühl nicht halten, auch wenn ich es gern täte. Aber zu oft bin ich durch das, was auf dieser Welt geschieht erschüttert. Ja, auch durch das, was in meinem persönlichen Leben passiert. Ironischerweise wanke ich dann am meisten, wenn ich in einer schweren Situation nicht an Gott und seine Liebe denke.

Was nun gegen all das hilft? Was ich machen könnte, damit ich Gott an meiner Seite als stetigen Gefährten fühle? Auch da kann mir und vielleicht auch dir ein Vorbild sein.

Denn Judith ruht sich nicht in ihrem Glauben aus. Immer wieder, jeden Tag, vergegenwärtigt sie sich, dass Gott bei ihr ist und sie stärkt. Sie erinnert sich. Hat Rituale, wie zum Beispiel zur Quelle zu gehen. Mir hilft es, wenn ich morgens mit einem Gebet beginne. Das muss nicht perfekt formuliert sein. Einfach meine Gedanken zu Gott ausrichten, hilft schon. Und auch meinen Tag mit Gott beenden. Ja, das ist Übung. Und Gewöhnung auch.

Judith. Eine schöne, mutige, starke Frau. Mit ihr beenden wir heute unsere Andachtsreihe zu Frauen aus der Bibel. Sie alle waren auf ihre Art und Weise außergewöhnlich. Von ihnen können wir lernen. Weil sie Vorbilder sind. Oder wir uns von ihnen abgrenzen.