„Nein“ sagte Vasti zu den sieben Boten des Königs, der ihr Ehemann ist. Nein, sie wird nicht mit ihnen mitgehen. Leise sagte sie es. So leise, dass die Soldaten dachten, sie hätten sich verhört. Was sollten sie jetzt tun? Gehen und den Befehl des Königs nicht ausführen? Den Raum verlassen und im Rücken die Blicke der Königin und all der anderen Frauen im Rücken haben? Niemand rührte sich, bis der älteste der Boten sprach: „Königin Vasti, der König befiehlt, dass du mitkommst.“ „Sag dem König, dass ich mich dem König und seinen Gästen auf seinem Fest nicht zeigen werde. Ich bleibe bei meinen Frauen.“ Dann ließ sie das unterbrochene Fest weitergehen. Ließ Musik laufen und Essen bringen.
Die anderen Frauen feierten. Vasti aber dachte darüber nach, wie sie zur Königin wurde. Frau eines Königs, der brutal über andere Länder gesiegt hatte. Auch über das ihre. Vasti war eine Schönheit, die der König besitzen wollte. Und so nahm er sich sie zur Frau. Damals konnte Vasti nicht Nein sagen. Aber sie wollte das Beste daraus machen und Frieden bringen. Wollte, dass sich die Menschen und Länder wieder erholen können. Bauern Ernte einbringen, Frauen Kinder bekommen, Schiffe gebaut würden. Sie versuchte den König zu beeinflussen. Der aber hatte nur Angst, die besiegten Länder würden einen Aufstand machen.
So schlug ihm Vasti ein Fest vor, das drei Tage lang gehen sollte. Das Alte sollte vergraben werden am ersten Tag. Am zweiten sollte die Verwandlung geschehen. Und am dritten Tag sollte das Neue begrüßt werden. Aber das wollte der König nicht. Er wollte zwar ein Fest. Aber nur, um denen, die er besiegt hatte seine Macht und seinen Reichtum zu präsentieren. Er wollte Prunk und Anbetung. Aus 3 Tagen wurden 180 Tage ohne Unterbrechung. Mit Wein und Überfluss. Und nun? Warum sollte sie zum König kommen? Ausgerechnet jetzt?
In ihrem Inneren wusste Vasti es. Nicht umsonst hatte sie Nein gesagt. Er wollte noch etwas vorzeigen. Angeben. Sie sollte nackt vor den anderen Männern tanzen. Alle sollten ihre Schönheit, seinen Besitz, sehen. Aber sie war nicht das Eigentum des Königs! Doch sie ahnte, dass es Konsequenzen geben würde.
Der König erließ ein Gesetz, das besagte, alle Frauen müssten tun, was ihre Ehemänner ihnen befehlen. Ein Gesetz, in dem steht, wer der Herr des Hauses sei. Und er bestrafte Vasti, um zu zeige, wie ernst er es mit diesem Gesetz nahm. Und er schickte Vasti, die Schönste, weg von seiner Seite.