Den Himmel auf die Erde bringen.

So auf die gesamte Welt gesehen, sind wir kleine Lichter. Das mag jetzt hart klingen, aber vielleicht kannst du mir da zustimmen. Wieso ich das sage? Ganz einfach. Weil es mich überfordert, wenn ich daran denke, wie viele Menschen wir auf diesem Planten sind. Was für Verstrickungen es gibt. Kämpfe. Kriege. Konflikte. Und dann gibt es mich. Und dich. Aber das Gefühl nichts tun zu können eben auch.

Den Himmel auf die Erde bringen sollen. Und sich verloren fühlen im großen Ganzen. Vielleicht kennst du das auch. Den Himmel auf die Erde bringen- müssen wir das als Christ:innen überhaupt? Steht das irgendwo geschrieben? Nicht wirklich. Jedenfalls nicht wortwörtlich. Aber all das, was Jesus uns lehrt und als Auftrag mitgibt, all das läuft doch daraus hinaus, wie wir mit uns selbst, aber vor allem mit anderen umgehen sollen. Und das wiederum heißt für mich: den Himmel, also Gottes Reich, auf die Erde bringen.

Gott ist nicht wo der Himmel ist. Sondern der Himmel ist, wo Gott ist.

Aber wo anfangen, wenn es doch gefühlt überall etwas zu tun gibt? Überall jemand gerettet werden müsste oder könnte? Überall Frieden gestiftet und Streit geschlichtet? So blöd das jetzt für dich vielleicht klingen mag, aber vielleicht ist bei uns selbst dieser Anfang? Ich will überhaupt nicht auf Selfcare hinaus. Auch meine ich es nicht im egozentrischen Sinne, den Himmel für dich oder mich selbst auf die Erde zu bringen. Ich meine damit, Frieden in uns und mit uns selbst zu machen. Und das ist- wie jeder Friede- kein selbstverständlicher Zustand, sondern muss immer wieder erneuert werden.

Und dann können wie unseren Blick weiterfassen: was braucht es, damit in meiner Familie oder Freundeskreis der Himmel auf Erden ist? Kann ich dafür etwas tun? Was braucht es, damit in meiner Nachbarschaft Himmel ist? Was in der Gesellschaft? Was auf der Welt? Wo ist mein Platz?

Und muss ich überhaupt die Welt retten? Ganz sicher nicht. Das zu denken wäre wohl auch vermessen. Andererseits, haben wir nicht oft das Gefühl es tun zu müssen? Wenn wir nicht Nein sagen, weil wir denken ohne uns geht es nicht, auch wenn wir es so nie zugeben würden?

Das Gute für uns Christ:innen ist ja, dass wir alles an Gott abgeben können. Es entbindet uns keineswegs von unserer Verantwortung. Im Gegenteil. Mit unserem Glauben tragen wir Verantwortung für Gottes Schöpfung mit ALL seinen Geschöpfen. Aber es nimmt doch eine Last, wenn ich Gott bitten kann, ans andere Ende der Welt bitte genauer hinzusehen, weil ich spüre, dass die Menschen Hilfe brauchen. Wir müssen nicht mit einem Wagen über den CSD fahren und Gummis in die Menge schmeißen. Aber wir können dafür sorgen, dass Menschen aller Geschlechter und sexuellen Orientierungen sich wohl fühlen. Bei uns und in der Kirche. Nicht ausschließen, wer anders lebt als wir selbst es vielleicht tun. Dazu zählen übrigens auch alleinerziehende, die wir als Kirche selten im Blick haben.

Marteria singt: Die Welt zu verändern, alles liegt in meiner Gewalt
Will Frieden verbreiten, hab immer meine Pfeife dabei. Tatsächlich. Es liegt in deiner und meiner Gewalt. Wenn wir im Kleinen bei uns beginnen. Und uns dann zusammenschließen. Wozu sind wir eine Gemeinschaft, wenn nicht auch dafür, die Welt zu verändern? Gemeinsam den Himmel auf die Erde bringen? Geld sammeln für ein Schiff, das Leben im Mittelmeer rettet? Gemeinsam Lösungen für das Problem dieses einen Menschen in unserer Gemeinde suchen? Eine willkommene Kirche für alle zu sein. Und dann ist es doch auch so einfache eigentlich, den Himmel auf die Erde zu holen. Mit einem Lächeln. Einem Kompliment. Der ernstgemeinten Frage nach dem Befinden meines Gegenübers. Und: brauchst du was? Was kann ich tun? Oder einfach einem Kuss auf die Stirn. Oder einen über den Kopf Streichler.

Und ganz ehrlich, wenn du dich heute, morgen, übermorgen überfordert fühlst und nicht die Welt retten kannst und magst, dann ist das so. Dann lässt du es. Es gibt noch Milliarden anderer Menschen, die das übernehmen können. Und irgendwann steigst du wieder ein. Dafür jemand anderes aus. Verzeiht mir jetzt den kitschigen Abschluss: Wir sind nicht allein- wie himmlisch. (Oh man, der Satz ist für mich echt hart. Aber ich lasse ihn so stehen. Am Ende unserer Reihe zu „Oh mein Gott dieser Himmel!“)