Der Wald vor lauter Bäumen: Wo?

Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Sind blind für das Offensichtliche. Die Jünger. Aber wer kann es ihnen übel nehmen? Ist doch nur menschlich, oder? Kennst du das nicht selbst auch? Wenn du so traurig bist, dass dein Blick nur nach innen geht? Oder dir die Tränen in den Augen so hoch stehen, dass der klare Blick nicht mehr möglich ist? Ich kann die Jünger gut verstehen. Ich kann ihre Verfassung nachvollziehen, mit der sie auf dem Weg nach Emmaus sind. Wer also kann es ihnen krumm nehmen, dass sie nicht merken, wer sich da plötzlich an ihre Seite gesellt. Ja, sie sehen ihn, aber sie erkennen ihn nicht, den auferstandenen Jesus.

Und wie oft laufe ich durch mein Leben, nur mit mir selbst beschäftigt, sehe Menschen aber erkenne sie nicht?! Ich will gar nicht wissen wie oft. Wie oft ich nicht wahrnehme, welche Schätze an Menschen mich da plötzlich auf meinem Weg begleiten. Die Jünger lauschen Jesu Worten. Sie sind fasziniert. Ja, vielleicht erinnert der Fremde sie an ihren Lehrer. Aber sie bekommen beides nicht miteinander verknüpft. Sie sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und das ist OK! Denn schließlich trauern die beiden. Jesus macht das wütend. Auch das kann ich verstehen. Aber ich bin eine Jüngerin, die ständig Fehler macht, egal wie sie auch versucht Jesus und das, was er uns lehrt ihr Leben 100 % leiten zu lassen. Ich fühle mich den Männern nahe in dieser Geschichte. Ich bin eine Jüngerin! Nicht Jesus Christus selbst. Das heißt, ich bin Mensch. Menschlich. Mit allem drum und dran. Und ist es nicht das, was uns auch trösten kann? Dass auch die Jünger ihn nicht sahen? Und dass Jesus bei ihnen bleibt, auch wenn sie mal wieder nicht gemerkt haben was abgeht? Ja, er mit ihnen das Brot bricht und ihnen gibt, was sie brauchen? Etwas sichtbares, zum anfassen sogar? Damit sie ihn endlich wirklich sehen!