Getauft mit dem Heiligen Geist.

In Gottesdiensten, in denen ich einen Menschen taufen darf, lasse ich gern theatralisch das Wasser in das große goldene Taufbecken unserer Kirche plätschern. Dafür habe ich einen großen Messingeimer. Meist werde ich dabei nass. Überall auf dem Boden sind Wassertropfen. Aber irgendwie mag ich das. Es soll doch zu sehen sein, was da gleich kommt. Erlebbar. Gehört. Gespürt.

Und während ich das Wasser in das Taufbecken gieße, erzähle ich vom Wasser. Ohne das es kein Leben gibt. In dem wir im Bauch unserer Mutter schwammen. Das wir täglich brauchen. Und nutzen (an dieser Stelle frage ich die Kinder gern, ob sie heute schon Zähne geputzt haben. Die Antwort ist dabei nicht so wichtig. Lustiger sind jedes Mal die nervösen Blicke der Mütter.). Ich erzähle von unseren Tränen, die wir weinen vor Traurigkeit. Aber auch Freude und Glück. Ich erzähle von stürmischen Wassern, in denen wir versinken können. Und ich erzähle vom Wasser des Lebens. Das ist das Wasser, mit dem wir taufen. Und während dessen plätschert es. Das Wasser.

Dann kommen die Familien nach vorn. Meist mit einem kleinen Kind auf dem Arm. Sind nervös, weil sie Angst haben etwas falsch zu machen. Dabei können sie das gar nicht. Denn wir sind doch im Haus Gottes! Aber das wissen sie oft nicht. Ich versuche, ihnen die Angst zu nehmen. Auch das sehe ich als meine Aufgabe als Pastorin. Es gibt Wichtigeres im Leben und erst recht im Gottesdienst, als angespannt zu sein und keine Fehler machen zu wollen. Ich erkläre alles ganz genau. Und sage: So schön, dass wir hier sind. So schön, dass dies ein geschützter Raum ist, wo es nicht schlimm ist, wenn etwas schief geht.

Seit der Pandemie taufen die Eltern in meinen Gottesdiensten selbst. Ich spreche die Taufworte. Die Eltern geben dem Kind das Wasser auf die Stirn und segnen es. Einmal hat eine sehr große Vaterhand das ganze Kind nass gemacht. Das fand die Mutter nicht so lustig. Es hatte auf jeden Fall etwas sichtbar bleibendes. Ein anderes Mal war ich mir nicht sicher, ob die Stirn des Kindes wirklich Wasser abbekommen hatte. Manche Kinder schreien wie am Spieß. Das ist den Eltern dann unangenehm. Ich mache dann einen Witz. Das erleichtert sie. Manche Kinder schlafen währenddessen. Und wieder andere wollen einfach nur mit dem Wasser im Becken spielen.

Alles soll sein dürfen. Alles Raum haben. Denn das Wasser, mit dem wir taufen, das ist nicht einfach nur Wasser. Ja, klar, es ist im Prinzip Wasser. Kein besonderes Wasser. Nichts besonders heiliges. Aber mit dem Versprechen Gottes, da wird es zu etwas Besonderem. Im Taufgeschehen wird uns Gottes Gnade zugesagt. Wir werden ein neuer Mensch. Ja, sogar Kinder. Nicht, weil sie von irgendwelchen Sünden reingewaschen werden. Sondern weil wir alle in der Taufe von Gott als seine Kinder angenommen werden. Und als solche durch unser Leben gehen dürfen. Mit dem Heiligen Geist getauft. Gesehen. Angenommen. Geliebt.

Und was geschieht mit dem Wasser nach der Taufe? Das kippe ich in die Erde zu den Blumen hinter unserer Tür. Der Tür, durch die wir unsere Verstorbenen zum Friedhof begleiten. Leben überall.