Gestern sind Erinnerungen an die Zeit gekommen, in der die Jünger und Jüngerinnen mit Jesus unterwegs waren. Von Norden nach Süden zogen. Und wieder zurück. Wie es war, den Sohn Gottes begleiten zu dürfen. Sein Freund, seine Freundin zu sein. Ihn immer und immer wieder reden zu hören. Zu sehen, wie gekrümmte Menschen in seinem Blick wieder aufrecht stehen konnten. Wie Tote wieder Lebensfreude spürten. Ach, so viel hatten sie mit Jesus erlebt. So vielen Menschen sind sie begegnet. Und immer unterwegs. Geschlafen haben sie unter duftenden Olivenbäumen. Oder waren zu Gast bei Menschen, die ihre Türen und Herzen öffneten. Bei Zachäus. Bei Maria und Martha. Bei vielen anderen.
Bevor sie Jesus nachfolgten, waren einige von ihnen Fischer. Sie alle arbeiteten mit ihren Händen. Sorgten auf nicht einfache Weise für ihre Familien. Nein, Glamour kannten sie nicht. Und hatten ihn wohl auch nie auf ihren Reisen mit Jesus. Obwohl sie mir in manchen Geschichten doch schon recht verwöhnt vorkamen. Als sie auf die Diener warteten, die ihnen die Füße waschen sollten. Oder wenn die Tische sich unter Köstlichkeiten bogen, die ihnen serviert wurden.
Jesus hätte das alles wohl nicht gebraucht, oder? Oder glaubst du, Menschgeworden heißt selbst bei ihm, dass er manchmal schwach wurde? Denn mal ehrlich, wem würde das alles nicht gefallen. So oder so, wo er hinkam, freuten sich Menschen auf ihn und bemühten sich, es ihm angenehm zu machen. Davon bekamen die Jünger und Jüngerinnen natürlich etwas ab. Und sonnten sich zuweilen auch gern in seinem Glanz. Total menschlich und nachvollziehbar, finde ich. Würde ich auch so machen? Und du, sei ehrlich!
Und heute? Kennen wir als seine Nachfolger:innen Glamour? Als Kirche? Na klar. Seht mal unsere Kirchengebäude an. Aber guckt nicht in die Gemeindehäuser. Es sei denn ihr findet, ein Ficus sei Sinnbild von Glamour. Glamourös zu sein ist unter Gläubigen oft verpönt. In meiner Studienzeit war man stolz darauf, sogenannte Jesuslatschen zu tragen. Ein Wort für Birkenstocks oder ähnlichen. Ob du es abfällig findest oder dem Begriff nickend zustimmst, weiß ich nicht. Diese Schuhe sind nur Ausdruck dessen, wie wir als Gläubige uns oft gern präsentieren. Nicht zu schick. Nicht zu schön. Bio. Nicht glamourös glitzernd. Ich mag das nicht. Ich mag nicht, dass wir uns untereinander bewerten. Und abwerten. Dass wir aufgrund unseres Stils oder der Lebensweise als Christ:innen bewerten. Ich glaube, Jesus war es schnurz piep egal, wie sich jemand kleidete. Oder wie reich jemand war. Wichtig war nur, was damit getan wurde und wie sich jemand verhielt. Und genau sollte auch für uns wichtig sein. Den Menschen hinter allem Glamour sehen. Denn auch da kann sich Armut verstecken. Ich muss an Zachäus denken. Und du?