Nein! So ein kurzes Wort. Kann ja nicht so schwer sein es auszusprechen. Das Wort „Ja“ ist auch kurz und geht relativ schnell über die Lippen. Oder? „Nein“ hat nur 3 Buchstaben mehr. Das sind nicht viele. Warum also ist es so schwer es auszusprechen? Warum bleibt es zu oft in mir? In meinem Bauchgefühl? Meinem Herzen? Meiner Kehle stecken? Warum schlucke ich es zu oft wieder herunter? So ein wichtiges Wort! Müsste ich es nicht seit Kindheit an selbstverständlich sagen können? Hätten mir meine Eltern das nicht beibringen sollen? Aber nein, wie hätten sie das tun sollen? Schließlich kennen sie dieses Wörtchen selbst kaum.
„Nein“ sagt Vasti. Noch sagt sie es leise. Aber bestimmt. Und egal wie sie es sagt, sie weiß um seine Wirkung. „Nein“ sagen ist Macht. Nicht weniger als zu etwas „Ja“ zu sagen. Nur eben schwerer. Vasti weiß, dass es Konsequenten geben wird. Vielleicht hat sie Angst. Das hält sie aber nicht davon ab, sich nicht selbst zu verraten. Sie tut, was sie für richtig hält. Und ist zumindest für mich ein Vorbild. Nein sagen ist so schwer. Oft mache ich mir im vorhinein so viele Gedanken über mögliche Konsequenzen. Meist wird es dann gar nicht so schlimm wie befürchtet. Und ich habe gelernt, je öfter ich Nein sage, desto selbstverständlicher wird für mich. Und auch für die anderen. Ich zeige damit nämlich meine persönlichen Grenzen auf. Nein! Stopp! Bis hier und nicht weiter. Nein, mehr kann ich nicht geben. Oder will es auch nicht. Wenn man mit dem Nein sagen beginnt, ist es schwer. Dann irgendwann schluckt man es seltener hinunter. Und dazu gesellt sich dann noch etwas anderes: das Zeit nehmen dafür, eine Entscheidung zu treffen. Nicht gleich die Hand zu heben und brav Ja zu sagen. Manchmal gehe ich kurz auf die Toilette, um mir Zeit zu verschaffen. Kurz in Ruhe nachdenken zu können, was ich antworten möchte. Wenn ich zuhause bin gucke ich in meinen Garten und überlege. „Nein“ wird so negativ gesehen, dabei hat es eine Menge positives zu bieten.
Traust du dich „Nein“ zu sagen? Wie sind deine Erfahrungen? Wenn du es für deinen Geschmack noch zu selten wagst, wie wäre es, wenn du dir Vorbilder suchst, bei denen du lernen kannst? Und an denen du siehst, dass die Welt wirklich versprochen nicht untergeht, wenn du es tust?
In der Geschichte von Vasti kommt Gott nicht vor. Vasti ist keine jüdische Frau. Ihre Geschichte zeigt uns Entstehungszusammenhänge für die Unterwerfung der Frau unter männliche Herrschaft. Gegen die Vasti Widerstand leistet und gegen die schon immer Widerstand geleistet wird. Und werden muss. Vasti ist ein Vorbild für Mädchen. Nur wir selbst allein bestimmen über uns und unseren Körper. Wir allein entscheiden über Ja und Nein. Ganz egal in welcher Situation wir uns befinden. Und wir alle müssen wohl auch lernen, die Entscheidung von anderen zu akzeptieren und nicht zu beurteilen.