Vergebung der Sünden

Hier bei uns im Norden ist Sünde ein gängiges Wort. Wir sagen es, wenn etwas als ungerecht oder traurig empfunden wird. Aber auch gern bei banalen Dingen, z. B. wenn man alle Ampeln auf Rot erwischt hat. Oh nee, Sünde! , sagen wir dann und lachen meist etwas.

Dann gibt es noch die, die gern in Schwarz -Weiß leben. Die Welt und ihre Menschen in nur Gut und Böse einteilen. Die sich herausnehmen, über andere zu urteilen. Sie verurteilen. Und sie „Sünder“ nennen. Aus unterschiedlichsten Gründen. Aus Angst vor Veränderung. Aus tiefster Überzeugung zu wissen, was Richtig sei. Oder weil Bibelverse aus dem Kontext gerissen verwendet werden, um die Welt zu richten. Da geht es um den Lebensstil. Oder die Sexualität. Nicht selten handelt es sich um moralische Überheblichkeit.

Aber was ist denn nun Sünde? Ist es Sünde vor Gott, wenn ich zu viel Eis esse? Ist es Sünde vor Gott, wenn ich mit einem Mann schlafe, ohne verheiratet zu sein? Was ist Sünde?

Die Lehre ist viel komplexer, als ich sie hier erklären könnte. Deshalb bleibe ich allgemein. Sünde ist ein Verhalten, keine einzelnen Vergehen. Sünde ist eine Haltung: wenn ich mich von Gott abwende, mich über Gott erhebe. So wie ein Mord, z.B.
Sünde ist die Ursache für Unrecht. Ungerechtigkeit. Lieblosigkeit unter uns Menschen. Und wir Menschen? Können wir vor Gott überhaupt bestehen? Bin ich nicht ständig Sünderin? Bewusst, oder unbewusst? Wir können nach Gerechtigkeit streben. Gottgefällig leben (was auch immer das im Detail dann heißen mag). Leider führt das oft dazu, dass sich Christ*innen über andere erheben. Und Selbstgerecht werden. Selbstverständlich glaube ich, dass Jesus am Kreuz für meine Sünden gestorben ist. Sonst könnte ich gar nicht bestehen. Denn ich habe schon oft gesündigt. Ich habe Menschen verletzt. Gelogen. Betrogen. Ich bin ein Mensch! Wenn ich daran nicht glauben würde könnte ich nicht predigen: dieser Tod ist Gottes Versöhnung mit uns Menschen! Am Kreuz hat Jesus Christus meine Sünde als Grundverfehlung aufgehoben. Ich bin Sünderin, ja. Aber ich bin gleichzeitig durch dieses Geschenk Christi auch eine Gerechte vor Gott. Das glaube ich. Gott sagt mir mein Heil zu! Er vergibt. Das ist die Gerechtigkeit Gottes. Und unabhängig von einem gottgefälligen Leben. Ich habe keine Angst vor der Verdammnis, wie sie mir von anderen Menschen prophezeit wird. Mein Gott ist barmherzig. Weil wir glauben. Und niemand kann uns vorschreiben, wie wir glauben. Und erst recht kann uns niemand absprechen, ob wir glauben oder ob es richtig ist was wir glauben. Ich glaube, das wäre Sünde.