Will da oben rein, mal sehn, wie ich`s mach!

Will da Oben rein, mal sehn wie ich’s mach
Ich will ja gut sein, auch wenns nicht immer klappt
Lauf durch die Straßen im Winter verteil Schuhe und Brot
Mädels und Jungs dieses Leben ist kein U-Bahnhof
Fahr mit nem eigenen Wagen über die CSD, schmeiß Gummis in die Menge und schrei: „Gay OK!“
Mach was du willst, auch wenns keinen bewegt, keiner versteht…!

Singt Marteria und trifft den Nagel doch auf den Kopf, oder? Gut sein wollen und wissen, ich kann das nicht immer schaffen. Ich mache ständig Fehler. Verhalte mich nicht so anderen Menschen gegenüber, wie ich sollte. Habe gemeine Gedanken. Ach und davon, wie wir leben sollten, davon darf ich gar nicht anfangen. Denn da sind wir alle in einem System gefangen und unterstützen es bewusst oder unbewusst. Das würde den Rahmen sprengen.

Ich persönlich freue mich über die Zeile „Fahr mit nem eigenen Wagen über die CSD, schmeiß Gummis in die Menge und schrei: „Gay OK!“ Denn wie oft wird genau dieses Thema innerhalb unserer Religion benutzt, um menschenfeindlich und damit höchst unchristlich zu sprechen bzw. zu handeln. Gay ok! Ob man das nun gut findet, oder nicht. Aber Christ:in sein darf deshalb niemanden abgesprochen werden! Aus der Gemeinschaft unseres Glaubens darf deshalb niemals jemand ausgeschlossen werden. All das kann Jesus nicht gewollt haben.

Mach was du willst, auch wenns keiner versteht. Oh, wie gut kenne ich das. In der Frage, wie ich die Kinder erziehe. Oder mich kleide. Welches Auto ich fahre. Oder meinen Beruf ausübe. Sicher kannst du hier deine eigenen Erfahrungen ergänzen, oder? Ich bin es so leid. Und der Satz ist leicht gesagt in einer Welt, in der wir denken das Recht zu haben anderen ständig unsere Meinung aufs Auge drücken zu können.

Wir haben kein Recht uns über andere zu erheben. Wir haben kein Recht zu urteilen. Schlimmer noch: zu verurteilen! Zu denken, wir seien etwas besseres. Bessere Menschen. Eltern. Freund:innen. Christ:innen. Wir sind nicht besser. Wir sind anders. Bekommen in einer Sache vielleicht gerade alles besser hin als andere. Super. Aber wissen auch, egal wie sehr wir auch versuchen alles richtig zu machen, wir können es nicht! Weil wir in dieser Welt verflochten sind. Und weil es krank macht perfekt sein zu wollen. Es setzt unter Druck. Es macht einsam.

Ich finde es abgedroschen und mag es kaum sagen, aber bei Gott sind wir genug! Gott hört den Zöllner, der genau weiß, dass er Fehler macht. Der weiß, dass er zeitweise kein guter Mensch ist. Sich selbst Sünder nennt. Der sich klein fühlt. Und wie weh mir die Zeile tut, in der steht, dass der Zöllner gebeugt am Eingang des Tempels steht. Wie gern ich meinen Gemeindemitgliedern beim Segen zurufen würde: Hebt doch mal eure Köpfe! Macht euren Rücken gerade! Die Schultern nach hinten! Seid aufgerichtet, denn Gott richtet euch auf. Demut ist gut und schön. Aber ihr braucht euch doch nicht klein vor Gott machen. Wenn schon so oft in dieser Welt, dann nicht vor Gott! Empfangt, was euch längst geschenkt ist: das Himmelreich.

Ich will da rein. Mal sehn, wie ich`s mach. Machs wie der Zöllner. Sei dir deiner bewusst. Mit allem was dich ausmacht. Und dann bete zu Gott. Ganz ehrlich. Bring alles vor ihn, ohne Angst vor Strafe oder Urteil haben zu müssen. Er weiß es ja eh längst. Dann kannst du auch ehrlich sein. Und machs nicht wie der Pharisäer. Ganz sicher ist niemand von uns unfehlbar. Ganz sicher erst recht nicht, wenn sich einer von uns über andere erhebt. Ganz sicher ist es nicht das Verhalten, dass Jesus uns gelehrt hat. Amen.