Zu Spät.

Es ist zu spät! Was muss das für ein Schlag ins Gesicht gewesen sein! Die Erkenntnis, die den Mann unterm Kreuz getroffen haben muss wie ein Blitz! Den, den sie gequält, verspottet und getötet haben, das war der Sohn Gottes! Wahrhaftig! Er war es! Nun ist es zu spät! Nicht rückgängig zu machen! Schuld haben sie, alle die beteiligt waren, alle die weggeschaut haben, auf sich geladen. Dass er für unsere Schuld, für unsere Sünden gestorben ist, das wissen sie noch nicht. Sie wissen noch nichts von Ostern und dem Leben bei Gott, dass uns Jesus mit seinem Opfer schenkt. Nein, davon ahnen sie nicht einmal etwas. Und das ist auch gut so, finde ich.

Auch ich möchte heute noch nichts davon ahnen. Heute sollen die Trauer und Gefühle von Ohnmacht und Machtlosigkeit in mir ihren Raum einnehmen dürfen. Ich will es nachspüren, was Jesus da für mich getan hat. Ich will mich erinnern an die Momente, in denen ich ein Kreuz trug. Und zu Gott schrie. Ihn fragte, warum er mich verlassen hat! Diese Momente vergisst man nicht, oder? Nein. Und es ist gut, sich an sie zu erinnern. Es ist heilsam sie nicht zu verdrängen. Ihnen immer wieder entgegenzutreten. Und mit Abstand sehen zu können, da gab es auch irgendwann etwas, das fühlte sich nach Auferstehung an. Aber so weit sind wir heute noch nicht. Heute soll es still werden. Heute will ich in mich hineinhören. In Verbindung sein mit meinem Schmerz. Dem Schmerz Jesu. Und unserem Gott.